Das Essverhalten wird von vielen unterschiedlichen Aspekten geprägt, die wiederum untereinander in Wechselwirkung stehen, sodass Veränderungen des Essverhaltens oft nicht einfach sind. Ein ganzheitlicher Ansatz im Bereich der Ernährung ist hier maßgeblich.
Die Beziehung zwischen körperlicher und psychischer Gesundheit ist eine komplexe und enge Verbindung. Eine gesunde körperliche Verfassung bestärkt unser psychisches Wohlbefinden, was uns für bestimmte Verhaltensweisen motivieren kann, die wiederum unsere körperliche Gesundheit fördern. Gerät das psychische Gleichgewicht aus dem Lot, kann dies Verhaltensweisen begünstigen, die der körperlichen sowie der psychischen Gesundheit schaden.
Komplexe Ursachen für unkontrolliertes Essen
Unkontrolliertes Essen zieht psychische und körperliche Gesundheit in Mitleidenschaft. Das Gefühl des "Kontrollverlustes" verletzt eines unserer wichtigsten Grundbedürfnisse: Das Bedürfnis, Kontrolle über unser Leben bzw. über unser Verhalten zu haben.
Die Ursachen für unkontrolliertes Essen sind vielfältig und können sowohl auf Ernährungs- als auch auf psychischer Ebene angesiedelt sein. Mit der Entwicklung eines befreiten Essverhaltens und durch das Ablegen von Heißhunger bzw. Essdrang steigen Lebensqualität und Genussfähigkeit.
Für ein unbeschwertes, genussvolles Essverhalten, das unseren Alltag bereichert, ist es unter anderem grundlegend:
einen konstruktiven Umgang mit schwierigen Emotionen zu finden
den Alltagsstress in den Griff zu bekommen
Diät-Gedanken, die Emotionen und (Ess-)Verhalten beeinträchtigen, zu erkennen und abzulegen
eine ausgewogene Ernährung sicher zu stellen
Die folgende Abbildung zeigt beispielhaft einige Faktoren, die sowohl miteinander als auch mit unserem Essverhalten in Zusammenhang stehen. Unsere Emotionen, Gedanken und Verhaltensweisen beeinflussen einander wechselseitig und sind eng mit dem körperlichen und psychischen Wohlbefinden verbunden. Auch die Art und Weise unserer Ernährung hat nicht nur auf körperlicher, sondern auch auf psychischer Ebene Auswirkungen.

Nachfolgend möchte ich beispielhaft 2 Faktoren erwähnen, die Einfluss auf das Essverhalten nehmen können: Stress und Gedanken.
Stress und Essverhalten
Am Beispiel von Stress wird das Wechselspiel von körperlicher und psychischer Verfassung gut sichtbar: Fühlen wir uns gestresst, hat dies dauerhaft einen negativen Einfluss auf die körperliche Gesundheit: Bluthochdruck, koronare Herzerkrankungen, ansteigende Blutfette, erhöhtes Diabetesrisiko, Magen-Darm-Beschwerden, Schlafstörungen, usw. können die Folge sein.
Zur Stressbewältigung dienen oft Verhaltensweisen, die der Gesundheit zusätzlich schaden - z.B. Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum, unkontrolliertes Essen. Für manche Menschen kommen regelmäßige und ausgewogene Mahlzeiten im vielbeschäftigten Alltag vielleicht zu kurz. Abends wird am Ende eines stressigen Tages das Verlangen nach Schokolade so intensiv, dass es nicht möglich ist, mit dem Essen aufzuhören, bevor die ganze Tafel weg ist. Im Anschluss steht auch schon das schlechte Gewissen parat, weil man*frau es wieder einmal nicht geschafft hat, nach 2-3 Genuss-Stückerl die süße Verführung ruhen zu lassen, was das psychische Wohlbefinden schmälert. Würden wir uns in einem psychisch ausgeglichenen Zustand befinden - also einen angemessenen Umgang mit Stress finden - wäre Essen mit dem Ziel der Stressbewältigung nicht notwendig. Zum einen geht es darum, Strategien zu entdecken, die den empfundenen Stress reduzieren, zum anderen kann auch die richtige Ernährung dazu führen, die Stresstoleranz und Belastbarkeit zu erhöhen. Beim Thema Stressbewältigung sollte also auf unterschiedlichen Ebenen angesetzt werden.
Denkmuster und Essverhalten
Durch Diäten entwickeln sich bestimmte Denkmuster, die in weiterer Folge das Verhalten beeinflussen. Diäten gehen mit der Kategorisierung von Lebensmitteln einher - sie werden in “gute” und “böse” Lebensmittel eingeteilt. Will man Gewicht reduzieren, sind die “bösen” Lebensmittel natürlich strikt verboten. Doch diese Herangehensweise funktioniert auf Dauer nicht! Es liegt in der Natur der Sache, dass Verbote inneren Widerstand auslösen und das Interesse am Verbotenen steigern (z.B. verbotene Schokolade im Zuge einer Diät). Langfristig fördert das Diät-bedingte schwarz-weiß-Denken unkontrolliertes Essen und steht dem Genuss, der körperlichen und psychischen Gesundheit entgegen.
Durch diese kognitive Kontrolle und Vorgaben, was und wann gegessen werden soll bzw. darf, geht das natürliche Hunger-Sättigungs-Gefühl verloren. Auf Phasen des strikten Verzichts folgen Phasen des enthemmten Essens mit stetiger Gewichtszunahme und einer Beeinträchtigung der Lebensqualität.
Der Weg zum gesunden Wohlfühlgewicht: Ganzheitlicher Ansatz im Bereich der Ernährung
Dieser Blogbeitrag zeigt nur beispielhaft die Zusammenhänge zwischen dem Bereich der Ernährung und dem körperlichen sowie dem psychischen Wohlbefinden. In diesem Überschneidungsbereich treffen weitaus mehr Aspekte zusammen als die hier erwähnten.
Ist eine Veränderung des Körpergewichts gewünscht, sollte all jenen Faktoren ausreichend Aufmerksamkeit geschenkt werden, die das Essverhalten im individuellen Fall beeinflussen. Diäten und einseitige Ernährung sind diesbezüglich kein geeigneter Weg, um langfristig und nachhaltig zum gesunden Wohlfühlgewicht zu gelangen.
Die integrative Ernährung berücksichtigt das komplexe Zusammenspiel aller individuellen Einflussfaktoren auf das Essverhalten und damit auf das Wohlfühlgewicht - denn das gesunde Wohlfühlgewicht braucht mehr als Veränderungen am Speiseplan!